Wessen Kampf?

Eine Einführung zum Stück "Sterben Lieben Kämpfen"

Aus dem autofiktionalen, schonungslosen Sechsteiler "Min Kamp" des norwegischen Schriftstellers Karl Ove Knausgård wählt die Regisseurin Yana Ross für ihre Theateradaption Fragmente aus den ersten Teilen "Sterben" und "Lieben" sowie aus dem letzten Teil "Kämpfen". Worum es dabei geht, verrät Produktionsdramaturgin Amely Joana Haag.

von Amely Joana Haag | 01.03.24

© Matthias Horn

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Die litauisch-amerikanische Regisseurin Yana Ross wählt für ihre Theateradaption von Karl Ove Knausgårds autofiktionalen, schonungslosen Romanzyklus "Min Kamp 1-6" Fragmente aus dem ersten, zweiten und sechsten Band. In der deutschen Übersetzung sind die Bände aus naheliegenden Gründen nicht mit dem Titel "Mein Kampf" übersetzt, sondern tragen sechs verschiedene: "Sterben", "Lieben", "Spielen", "Leben", "Träumen" und "Kämpfen". 

Der den Autor zutiefst erschütternde, aber auch befreiende Tod seines ihn gewaltsam dominierenden Vaters war der Schreibanlass für "Sterben". In "Lieben" ist Knausgård selbst Vater von drei Kleinkindern und gerät in so dramatische wie komische Widersprüche, die einer modernen Vaterschaft und gleichberechtigten Ehe innewohnen – und die das Konzept patriarchaler Künstlerschaft grundlegend in Frage stellen. Der letzte Band "Kämpfen" ist der provokanteste: Die inneren Kämpfe des Autors, Sohns, Ehemanns und Vaters münden in eine persönliche Auseinandersetzung mit Hitlers autobiographischer Propagandaschrift "Mein Kampf", die er im väterlichen Nachlass findet.

Yana Ross bezeichnet sich als kosmopolitische Nomadin und setzt sich in ihren Inszenierungen spielerisch mit Geschlechterrollen, patriarchaler Gewalt und der Persistenz von Antisemitismus auseinander. Zuletzt brachte sie Romanadaptionen der zeitgenössischen Autor:innen David Foster Wallace und Virginie Despentes auf die Bühne.

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