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Mit "Schwarzwasser" seziert Elfriede Jelinek in sprudelnden Wortkaskaden die Klimakatastrophe ebenso wie ein sich ausbreitendes rechtspopulistisches Gedankengut. Als Ausgangspunkt diente ihr die Ibiza-Affäre, die 2019 für ein Beben in der österreichischen Politik sorgte. Doch wie stets geht es Jelinek weniger um Tagesaktualitäten, denn um Grundsätzliches. Die hyperassoziative Textkaskade unternimmt einen Rundumschlag durch das, was die Gegenwart so toxisch-infektiös und die Zukunft so fragwürdig macht – und durschreitet dabei mühelos die Jahrhunderte zurück zum Ursprung von Gewalt, Ideologie und Konkurrenz: zu Euripides‘ "Backchen". Das antike Drama wird Jelinek zum Zerrspiegel einer Gegenwart, die sich nur noch als Satire ertragen lässt und sich dabei ständig selbst unterbietet.
"Schwarzwasser" ist laut Definition „häusliches Abwasser ohne Grauwasser mit fäkalen Feststoffen“, also das Abwasser aus Toiletten. Elfriede Jelinek arbeitet sich mit ihren Theatertexten – wie kaum eine andere zeitgenössische Theaterautorin – an politischen und gesellschaftlichen Ereignissen und Fragestellungen der Gegenwart ab. Die Autorin und Literaturnobelpreisträgerin (2004), deren Werk die politische Brisanz ihrer Themen und die ästhetische Sprengkraft ihrer Texte auszeichnet, hat mit dem Stück "Schwarzwasser" eine Abrechnung mit der österreichischen Politik nach der Ibiza-Affäre der FPÖ (Freiheitliche Partei Österreichs) geschrieben. Anhand des Skandals – ausgelöst durch die Veröffentlichung eines Videos, das eine sagenhafte Nacht auf Ibiza zwischen Heinz-Christian Strache (zum Zeitpunkt der Veröffentlichung Vizekanzler Österreichs), seinem Clubobmann Johann Gudenus (zum Zeitpunkt der Veröffentlichung Vizebürgermeister von Wien), dessen Frau Tatjana und einer vermeintlichen russischen Oligarchennichte dokumentiert, in der Strache und sein Kumpan während eines langen Gelages den Reizen der Dame und der Korruption erliegen – entwirft Jelinek einen vielstimmigen Text über Gewalt, Machtmissbrauch, Macht und Ohnmacht. Den Diskurs regt Jelinek mit Rene Girards "Das Heilige und die Gewalt" an und mischt Motive aus Euripides Bakchen darunter und stellt damit die Täter-Opfer-Umkehr, als einen Grundpfeiler rechter Rhetorik aus.
von Clara Topic-Matutin
- Claude De Demo
- Bettina Hoppe
- Cynthia Micas
- Stefanie Reinsperger
- Jessyca R. Hauser als Live Musik
- Maya Postepski als Live Musik
- Christina Tscharyiski Regie
- Dominique Wiesbauer Bühnenbild & Video
- Svenja Gassen Kostüme
- Clara Topic-Matutin Künstlerische Beratung
- Laura Landergott, Jessyca R. Hauser Musik
- Eli Riccardi Live-Musik
- Steffen Heinke Licht