"Die Parallelwelt" in Berlin und Dortmund
Theater – das ist, wenn an einem Ort zur selben Zeit Menschen anderen Menschen etwas vorspielen.
Wirklich? Ist diese Jahrhunderte alte Minimaldefinition der Theaterkunst als Einheit von Zeit und Raum noch haltbar – inmitten der Digitalen Revolution? Wenn riesige Distanzen mittels Glasfaser auf einen Nullpunkt schrumpfen und Menschen und Maschinen in Echtzeit alle Arten von Informationen austauschen können – rund um den Globus? Wenn die zeitgenössische Physik inzwischen davon ausgeht, dass Paralleluniversen mit großer Wahrscheinlichkeit existieren? Wie verhandelt das Theater diese neuen Raumzeit-Fragen, wenn es sich selbst nicht entgrenzt – zumindest als Versuch?
Das Berliner Ensemble und das Schauspiel Dortmund eröffnen die Spielzeit 2018/19 mit einem völlig neuartigen Projekt: Kay Voges, Intendant des Schauspiel Dortmund, inszeniert die Simultan-Uraufführung von "Die Parallelwelt", die zeitgleich in Berlin und Dortmund stattfindet. Zwei Aufführungen, 420,62 km Luftlinie voneinander entfernt, werden zu einer Inszenierung, indem sie über Glasfaserkabel miteinander interagieren. Sie finden auch im Repertoire-Betrieb immer parallel statt. Das Stück, das im Untertitel "Eine Simultanaufführung über die Gleichzeitigkeit des Ungleichzeitigen heißt", stammt von Kay Voges (Intendant am Schauspiel Dortmund) und dem Dramaturgen Alexander Kerlin (ebenfalls Dortmund).
"Die Parallelwelt" ist die Geschichte eines Lebens, das sich selbst begegnet; eine Erzählung, in der Geburt und Tod, Kindheit und Alter, Liebe und Abschied einander fremd gegenüberstehen und doch miteinander verbunden sind – zeitgleich erzählt von zwei Ensembles in zwei identischen Bühnenwelten in Dortmund und Berlin.
Das Stück geht von der Frage aus: Was wäre, wenn die uns bekannte Welt irgendwo im Universum ein zweites Mal identisch existierte? Und was wäre, wenn durch einen Zufall in der kosmischen Ordnung die eine dieser Welten einen anderen Verlauf nehmen würde und die Gegenwart heimgesucht wird von Geistern der Vergangenheit und der Zukunft. Welche Alternativen hätten wir gehabt? Und gibt es einen Weg, dem Schicksal zu entkommen?
Kay Voges’ Interesse gilt den künstlerischen Möglichkeiten und Erzählweisen, die die Digitalisierung dem Theater eröffnet. Nach diversen Multimedia-Performances wie u.a. Die Borderline Prozession (eingeladen zum Berliner Theatertreffen 2017) und Das Goldene Zeitalter (eingeladen zum Heidelberger Stückemarkt 2014) entwickelt er mit Die Parallelwelt gemeinsam mit Alexander Kerlin einen neuen Theaterabend an der Schnittstelle von Theater und Filmkunst – diesmal in Koproduktion und als Parallelaufführung zwischen dem Schauspiel Dortmund und dem Berliner Ensemble. Die Bühne – identisch in Berlin und Dortmund – stammt von Daniel Roskamp, die Kostüme von Mona Ulrich. Für die Musik zeichnet der Musiker, Sänger und Komponist T.D. Finck von Finckenstein verantwortlich, der u.a. auch die Musik für Die Borderline Prozession gemacht hat. Für die Videokunst verantwortlich sind Voxi Bärenklau und Mario Simon.
Es ist Kay Voges‘ erste Regiearbeit am Berliner Ensemble.
Das Berliner Ensemble veröffentlicht das Programm für die gesamte Spielzeit 2018/19 am 2. Mai. Das Schauspiel Dortmund präsentiert seinen Spielplan am Mittwoch, 25. April, um 11 Uhr im Theater Dortmund.
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