"Die Weimarer Republik und Wir"
Die Publizistin Ana Kugli und der Vizepräsident der Internationalen Brecht Gesellschaft Micha Braun nähern sich Brecht und dessen Opern aus dem Kontext der Weimarer Republik. Die Libretti der "Dreigroschenoper" oder von "Mahagonny" sind eingebettet in eine literarische Produktion, welche die eigene Zeit als höchst instabil und zunehmend unberechenbar taxiert. Parallelen zu unserer Gegenwart drängen sich auf, in welcher der Populismus eine unerwartete Renaissance erlebt und die Zerrissenheit der Gesellschaft täglich wächst. Aufzeichnung vom 26. März 2021 aus dem Großen Salon des Berliner Ensembles.
"Alte Einsichten über den neuen Kapitalismus"
In den letzten Jahrzehnten beim Übergang von der Industrie- zur Dienstleistungsgesellschaft hat der Kapitalismus sein Gesicht gewandelt und präsentiert sich als smarte Unternehmung. Doch hat sich damit auch die Kritik erledigt, die Brecht in der "Dreigroschenoper" oder in "Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny" an der Herrschaft des Geldes in Szene setzte? Günther Heeg, der langjährige Vizepräsident der Internationalen Brecht Gesellschaft und Tom Kindt, Autor des Essays "Brecht und die Folgen" (2018) diskutieren über Babylonisches und Utopisches, nach wie vor oder schon wieder Aktuelles der Brecht’schen Voten gegen den scheinbar unverwüstlichen Kapitalismus.
"Wirkungen und Nachwirkungen des Epischen Theaters"
Auch wenn die Inszenierungen Erwin Piscators und Brechts längst Geschichte sind, wirken ihre theoretischen Postulate bis in die Gegenwart nach und haben nachhaltig das Denken über Theater und das Spiel auf der Bühne verändert. Brechts Demontage des Dichtungsbegriffs und seine Verwandlung der literarischen Texte in Material hat viele Spuren hinterlassen und manifestiert sich gegenwärtig in einer Welle von Überschreibungen tradierter Texte. Ebenso sind viele zeitgenössische Inszenierungsstile und Theaterformate mal mehr, mal weniger bewusst, von Vorgaben Brechts inspiriert. Für Florian Vaßen, der sich eingehend mit Brechts Lehrstücktheorie der 20er Jahre beschäftigt hat, und Andreas Englhart, Theaterwissenschaftler der LMU München, ist das aktuelle Theater ohne die Brechtschen Schanzarbeiten unmöglich.