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"Eine zarte Frau aus feinstem Material mit einem riesengroßen Herz"

Die Kostümbildnerin und ehemalige Leiterin der Kostümabteilung des Berliner Ensembles Barbara Naujok ist am 20. November 2024 im Alter von 82 Jahren in Berlin verstorben. Hier erinnern sich einige ihrer langjährigen Weggefährt:innen an sie.

03.12.24
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Das Berliner Ensemble trauert um Kostümbildnerin Barbara Naujok

Bereits als Kostümassistentin am Theater in Bremen lernte Naujok den Regisseur Peter Zadek kennen und es entstand eine enge Arbeitsbeziehung, die Barbara Naujok nach Stationen in Berlin, Stuttgart, Hamburg, Wien und Paris ans Berliner Ensemble führte. Als das Fünfer-Team Matthias Langhoff, Fritz Marquardt, Heiner Müller, Peter Palitzsch und Peter Zadek nach der Wende die Intendanz des Berliner Ensembles übernahmen, holte Peter Zadek auch Barbara Naujok 1993 ans BE. Obwohl Zadek das Theater nach nur zwei Jahren wieder verließ, blieb Barbara Naujok dem Haus treu und wirkte hier bis zum Ende der Intendanz von Claus Peymann 2017. Als Kostümbildnerin arbeitete sie u.a. mit Andrea Breth, Luc Bondy, Leander Haußmann, Heiner Müller, Robert Wilson und Einar Schleef. Zudem schuf sie in ihrer Zeit am Berliner Ensemble einen umfassenden Kostümfundus, dessen Bestände noch heute genutzt werden. 

Unsere Gedanken sind bei ihrer Familie und ihren Freund:innen. 

© Sören Schultz

Nun spielt in schönem Haus, nicht nur zum Zeitvertreibe -
diese Verszeile aus einem Gedicht von Bertolt Brecht, einst im Eingangsfoyer des BE an die Wand geschrieben, hatte Barbara Naujok sich zu eigen gemacht und ganz selbstverständlich in ihrer Zusammenarbeit praktiziert: für Heiner Müller, Peter Palitzsch, Einar Schleef und für Peter Zadek, Karl Kneidl, Fritz Marquardt; für George Tabori, Claus Peymann, Achim Freyer und für Robert Wilson, Luc Bondy, Moidele Bickel; für Peter Stein, Wilfried Minks, Johannes Schütz und für Andrea Schmitt-Futterer, Jacques Reynard, Etienne Pluss; für Martin Wuttke, Edith Clever, Cornelia Crombholz und für Werner Schroeter, Rolf Glittenberg, Dieter Klass; für Philip Tiedemann, Ferdinand Wögerbauer, Jean Bellorini und für Katharina Thalbach, Maria-Elena Amos, Margit Koppendorfer; für Jutta Ferbers, Ulrike Ottinger, Florence von Gerkan und für Andrea Breth, Manfred Karge, Sebastian Sommer; für Günter Krämer, Peter Schubert, Stefan Hagemeier, Franz Wittenbrink, Angelika Rieck, Raimund Orfeo Voigt, Leander Haußmann, Thomas Langhoff … und immer wieder für Karl-Ernst Herrmann. 
In diesen Jahren von 1993 bis 2017 entstand am BE ein Kostümkosmos von herrlicher Fülle und Schönheit, den Barbara Naujok traumwanderlisch genau kannte – für mich persönlich holte Barbara Naujok mit intuitiv sicherem Griff  einen wunderbar passenden Gehrock aus diesem Fundus, der mir für bald hundert Auftritte Schwung und Halt gab. 
Von Herzen Dank!
- HERMANN BEIL                            

 

 

Barbara Naujok in ihren Büro im Berliner Ensemble. Das Portrait im Hintergrund stammt von Johannes Grützke.

… so speziell, elegant und humorvoll … ANN-CHRISTIN ROMMEN

In meinen 16 Jahren am BE als Ausstattungsassistentin und Kostümbildnerin habe ich von Barbara Naujok alles über Theater und Kostüme gelernt. Sie war loyal, professionell und fair. Sie hat mich gefordert und gefördert. Die tollsten Produktionen haben wir zusammen "gewuppt", wie sie immer sagte, "… da bleiben wir mal ganz gelassen, meine Wicke!" Sie war es immer. Eine Grande Dame des Theaters. Danke für ALLES meine Barbara! 
- WICKE NAUJOKS

 

Für Barbara
Wir kennen – kannten – uns seit bald einem halben Jahrhundert. Peter Zadek kannte Barbara noch länger, bereits aus Bremer Zeiten, als sie Kostümassistentin am Theater am Goetheplatz war. Jung beide, PZ etwas älter. Ihre Wege gingen auseinander, doch trafen sie sich immer wieder. Und als auch Johannes Grützke und ich dazugestossen waren, ergab sich ein aus Arbeit und Freundschaft immer enger gewirkter Kreis. Die Theater-Städte waren Berlin, Stuttgart, Hamburg, Wien, Paris und letztlich wieder Berlin, als PZ Barbara nach der Wende für die Zeit des Fünfer-Direktoriums ans Berliner Ensemble als seine Kostümfrau und die Leiterin der Abteilung für Kostüm und Maske holte. Als er das BE vorzeitig verließ, blieb Barbara. Sie liebte das Haus und, wie sie mir oft sagte, verließ es erst, wenn auch Claus Peymann dort zu arbeiten aufhörte. Sie war eine bestimmende, ihre Abteilung souverän, fast besessen und auch streng leitende Chefin – verantwortungsbewusst und verlässlich, eine Säule, auf die in einem eher zum Chaos geneigten Verein oder Haus wie einem Theater, wo so viele Köpfe ticken oder ticken wollen und explodieren, Verlass war. Das ergab Ruhe. Wenigstens hier, an dieser Front, die so nötig war. Barbara war ein WORKOHOLIC aus Liebe zum Metier. 
- ELISABETH PLESSEN

I always loved to see her watching the stage. She was a great one. ROBERT WILSON

So sorry to hear about Barbara.
She was a great personage.
I always loved to see her watching the stage.
She was a great one.
- ROBERT WILSON

 

Liebe Barbara, gestern hat mich Hermann Beil angerufen und hat mir gesagt, dass Du gestorben bist. Ich sehe Dich vor mir, liebe Barbara, wie Du auf diese Nachricht vor mir stehst und lachend sagst: "Ja, Karl, so ist das und jetzt bin ich gestorben und das letzte Mal war es bei der Einweihung von Peter Zadeks Gedenktafel an seinem Geburtshaus, dass wir uns gesehen haben". Als Kostümbildnerin warst Du mir eine großartige Kollegin, als Kostümdirektorin ein Schutzengel für meinen künstlerischen Prozess und immer warst Du eine wunderbare Freundin.
Ich habe Dich bewundert, wie Du Kostümprobleme im Handumdrehen erledigt hast, ich bin Dir immer dankbar für Dein großes Verständnis, das Du für meine Arbeit aufgebracht hast – (selbst wenn es Dir gegen den Strich ging).
Eine zarte Frau aus feinstem Material mit einem riesengroßen Herz und der Kraft wie eine Athletin bist Du mir, liebe Barbara! 
- KARL KNEIDL

 

... eine große Künstlerin – ihre große Phantasie, ihr großes Können, ihr großes Wissen, ihr großer Sinn für das Schöne, ihr großer Humor und – ihr großes Herz ... 
- JUTTA FERBERS

 

Dein Vermächtnis ist die Tat,
mit Sprache und Gestus Gestalten gestalten,
zu Bild, Form und Figur;
so war Dein Theater, Dein Leben,
wir leben Dich fort im Theater durch Dich …
- ACHIM FREYER