Ein paar Menschen feiern an diesem Abend Abschied, denn sie beginnen ein neues Leben in einer KI-gesteuerten virtuellen Realität namens "Prima Leben". Alle hier müssen sich noch daran gewöhnen, dass das Metaversum kein Paradies, sondern ein gespenstisch ähnliches Abbild der alten Welt geworden ist – und dem Untergang entgegenblickt. Wie konnte das passieren? Was schöner, gerechter und friedlicher zu sein antrat, reproduziert nun die gleichen alten Regeln und Grausamkeiten? Von dem Lifestyle eines digitalen, minimalistischen Lebens bleibt nicht viel übrig, wenn plötzlich die Cloud offline geht, der Strom ausfällt oder eine Sturmflut naht...
Ein paar Menschen feiern an diesem Abend Abschied, denn sie beginnen ein neues Leben in einer virtuellen Realität namens „Prima Leben“. Leider handelt es sich um die kostengünstige Basisversion. Die alte Hoffnung, dass eine digitale Welt gegenüber der Wirklichkeit einfach schön sein könnte, Ungleichheit überwinden oder gar frei von Hass und Stumpfsinn sein könnte, ist bald verblasst. Die virtuelle Welt entpuppt sich als ebenso trist wie die alte Realität: Einsame Avatare versuchen sich in einer hyperkapitalisierten Welt ein Leben einzurichten, während Wohnraum, werbefreie Kommunikation und die Chance auf menschliche Beziehungen verschwinden.
Ob und wann hier noch ein Mensch mit Menschen spricht, ist schwer auszumachen. Vielleicht sind das alles nur Chatbots, quasi ein wilder Schlagabtausch von Social-Media-Posts und Memes, die auf sich selbst antworten? Hier träumen keine Menschen mehr von einem besseren PRIMA LEBEN Leben – dafür reicht die Fantasie nicht. Hier träumt höchstens der Algorithmus. Im Stück heißt es: „Vielleicht träumen die Maschinen und Geräte von der Rettung des Planten. Durch Entfernung der Menschen – und das könnte so aussehen …“. Diese launische KI, die hier die Regeln macht, ist jedenfalls nicht mehr der vermeintlich hilfreiche Algorithmus, als der er programmiert worden sein mag.
Es folgt leider ein Downgrade: „Weniger Prima Leben“. Es kann doch nur noch besser werden zeigt eine denkbare, leider nicht allzu ferne Zukunft, in der ein alternativloser Kapitalismus und der technologische Fortschritt eine Welt schaffen, in der Menschen auf die eine oder andere Art überflüssig werden. In einer Welt der Maschinen hat das Menschliche einfach keine Lobby mehr.
von Karolin Trachte
- Nina Bruns
- Lili Epply
- Jannik Mühlenweg
- Amelie Willberg
- Perra Inmunda
- Olan!
- Meo Wulf
- Max Lindemann Regie
- Sita Messer Ausstattung
- Olan! Musik
- Jo Jakob Hübner Video
- Steffen Heinke Licht
- Karolin Trachte Dramaturgie