Dunkeldeutschland

EIN GEDENKTAG ZUR POGROMNACHT VON 1938

In den Parlamenten stramme Rechte, auf den Straßen Aufmärsche von Nazis, Partei-Rechten und Wutbürgern Seite an Seite. Immer wieder: Anschläge auf Asylbewerberheime. Immer wieder: Anschläge auf jüdische Einrichtungen, antisemitische Äußerungen oder Gewaltandrohungen. Ein perfide inszenierter Fremdenhass im Netz schürt gezielt Ängste und instrumentalisiert sie für die Propaganda eines völkischen Nationalismus, der alle Rassismen bedient: gegen Juden, Muslime, Schwarze. Und eine sogenannte Neue Rechte bastelt dafür am ideologischen Überbau.

Deutschland 2018. Dunkeldeutschland? Ist das Land tatsächlich nach rechts gerückt? Mitsamt einer enthemmten Mitte? Wo beginnt geistige Brandstiftung, wo Anstiftung zur Gewalt? Wo begann sie – bevor im November 1938 deutschlandweit Synagogen in Flammen standen, jüdische Geschäfte zerstört, Hunderte Menschen ermordet wurden? Warum schaute Deutschland damals der schleichenden Eskalation nationalsozialistischer Gewaltpolitik stillschweigend zu? Wo stehen wir heute?

KURATIERT VON Anja Nioduschewski

 

14.00 – 15.30 UHR KLEINES HAUS

DUNKELDEUTSCHLAND?

Ein Podiumsgespräch

"Es gab keinen Mob, keine Hetzjagd und keine Pogrome", erklärte Ministerpräsident Kretschmer zu den Ausschreitungen in Chemnitz. Was dann? Hass und Gewalt gegen Fremde, Asylsuchende und Andersgläubige eskalieren: schrittweise, verbal wie physisch, gut organisiert und orchestriert, auf den Straßen, im Netz, in unseren Parlamenten.

Erleben wir vielleicht gerade die Renaissance eines völkischen Nationalismus in Deutschland? Tendenz rechts? Oder warum reaktivieren die heutigen innen- und weltpolitischen Krisen alte Feindbilder, Ängste und politische Strategien, die wir für überwunden hielten? Warum stoßen sie bei vielen Bürgern auf Resonanz? Und wie stabil ist unsere freiheitlich-demokratische Grundordnung wirklich? Wird die Berliner doch noch zur Weimarer Republik?

MIT Volker Beck, Ulrike Jureit, Franziska Schreiber und Bettina Stangneth GESPRÄCHSLEITUNG Per Leo

 

16.00 – 16.45 UHR KLEINES HAUS

VOR KRISTALLNÄCHTEN

Eine performative Lesung mit NAZIS & GOLDMUND

In der Auseinandersetzung mit der sogenannten Reichskristallnacht und der Zeit davor fragt NAZIS & GOLDMUND: Wie probt ein Nationalstaat Antihumanismus? Wie setzt der sich langsam, Wort für Wort, Akt für Akt durch?

Das AutorInnenkollektiv NAZIS & GOLDMUND, 2016 von Jörg Albrecht, Thomas Arzt, Sandra Gugic, Thomas Köck und Gerhild Steinbuch gegründet, ist ein vielköpfiges poetologisches Monstrum, das die europäischen Rechten und ihre internationalen Allianzen kritisch beobachtet, deren Erzähl- und Interventionsstrategien untersucht und attackiert – gegen die Vereinnahmung des Denkens und der Sprache durch nationalistische Gedanken, gegen die Spaltung von Gesellschaften durch Kapital und Rassismus. www.nazisundgoldmund.net.

ON SCREEN & STAGE Thomas Köck & Gerhild Steinbuch

 

17.00 – 18.00 UHR GROSSER SALON

Empfänger UNBEKANNT

von Kressmann Taylor

Szenische Lesung

"Empfänger unbekannt" ist eine Geschichte von beklemmender Aktualität. Der Briefwechsel zwischen einem Deutschen und einem amerikanischen Juden rund um die Zeit der Machtübernahme Hitlers schildert den tragischen Verlauf einer unmöglichen Freundschaft im Spannungsfeld gemeinsamer Vergangenheit und der aufkommenden nationalsozialistischen Ideologie.

MIT Oliver Kraushaar & Martin Rentzsch

 

18.15 – 19.45 UHR KLEINES HAUS

JÜDISCH-DEUTSCHE FAMILIENAUFSTELLLUNG

Ein interaktives Gespräch mit Deborah Feldman

Wie kann eine emanzipierte jüdisch-deutsche Auseinandersetzung, vielleicht sogar Ineinandersetzung aussehen? Die dritte Generation von Juden in Deutschland sucht sie – mit sehr unterschiedlichen Vorstellungen und Strategien, trotz und gerade wegen des neu aufkeimenden Antisemitismus und auch angesichts einer festgefahrenen Täter-Opfer-Genealogie. Es ist eine Suche zwischen Fatalismus und Vision, zwischen Weggehen und Ankommen, mit der Frage, wo die Dritte Generation Deutscher steht.

In einer Familienaufstellung jüdischer und deutscher Kollektiverfahrungen, Projektionen und individueller Emanzipationsstrategien setzen die Bestsellerautorin Deborah Feldman und ihre Gäste Gegenwart und Geschichte für sich und uns ins Verhältnis.

MIT Deborah Feldman und Gästen

 

Der Eintritt zu den Veranstaltungen des Gedenktages ist frei.

Bertolt-Brecht-Platz 1
10117 Berlin
Kontakt & Anfahrt

Theaterkasse

+49 30 284 08 155
theaterkasse@berliner-ensemble.de

Der reguläre Vorverkauf für alle Vorstellungen im Januar bis 2. Februar läuft! Unsere Theaterkasse hat montags bis samstags von 10.00 Uhr bis 18.30 Uhr für Sie geöffnet.