© Moritz Haase

Neue Dramatik II

Szenische Lesungen
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Der reguläre Vorverkauf für alle Vorstellungen im Januar bis 2. Februar läuft! Unsere Theaterkasse hat montags bis samstags von 10.00 Uhr bis 18.30 Uhr für Sie geöffnet.

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Mitten im zweiten Lockdown, der auch Theaterautor:innen hart traf, setzte das Berliner Ensemble einen Fonds auf, um Dramatiker:innen zu unterstützen. An einem Thementag zur Gegenwartsdramatik werden nun die mit Hilfe des Fonds entstandenen Texte in kurzen szenischen Lesungen vorgestellt. Die Teilnehmer:innen diskutieren in verschiedenen Panels über die Schwierigkeiten, unsere Welt mittels Theater zu beschreiben, schreibend die Zukunft zu denken und das Verhältnis zwischen Mensch, Natur und Katastrophe aus- zuloten.

WWF – World Witch Forum

von Katja Brunner & Martina Clavadetscher

Die Erfindung des letzten Mangobaums aus den Rippen eines 

panisch-deplatzierten Teenagers im Sommer 2055


von Julian Mahid Carly

It’s the Darkest before the Dawn von Juliane Kann

Der Eintritt zu allen Veranstaltungen des Thementages ist frei, ohne Voranmeldung. 

WWF – WORLD WITCH FORUM

VON KATJA BRUNNER & MARTINA CLAVADETSCHER

"Wenn nicht heute ’ne Furie, wann dann?"

Das World Witch Forum – kurz WWF – bestehend aus all den Frauen, die als "Hexen" verbrannt, verachtet und verstoßen wurden, beobachtet seit jeher aus dem Jenseits die Erde und beschließt nun, so könne es nicht weitergehen: Kapitalismus, fortschreitender Klimawandel, das immer noch bestehende Patriarchat ... Wie lässt sich all das noch rechtfertigen? Mit der menschlichen Natur? Der männlichen? Soll man das retten? Oder doch lieber einfach vernichten? Um genau das zu prüfen, machen sich die drei Hexen Mambo, Hildegard und Obaba auf den Weg hinab ins Deutschland des 21. Jahrhunderts. Sie nehmen menschliche Form an und begeben sich in ein kleines, sehr durchschnittliches, sehr menschliches Dorf, um die Erde einer entscheidenden Prüfung zu unterziehen.

KATJA BRUNNER, 1991 in Zürich geboren, studierte Literarisches Schreiben in Biel und später Szenisches Schreiben an der Universität der Künste Berlin. Sie erhielt 2013 den Mühlheimer Dramatikpreis für ihr erstes Stück "Von den Beinen zu kurz". Seitdem verfasste sie weitere Stücke wie "Ändere den Aggregatzustand deiner Trauer" (2014) und "Geister sind auch nur Menschen" (2015). 2019 gründete sie das feministische Autorinnen- Kollektiv RAUF.

MARTINA CLAVADETSCHER wurde 1979 in der Schweiz geboren. Sie studierte Deutsche Literatur, Linguistik und Philosophie und schieb u.a. für das Luzerner Theater, war für den Heidelberger Stückemarkt nominiert und erhielt für ihren Debütroman "Die Erfindung des Ungehorsams" (2021) den Schweizer Buchpreis.

 

DIE ERFINDUNG DES LETZTEN MANGOBAUMS AUS DEN RIPPEN EINES PANISCH-DEPLATZIERTEN TEENAGERS IM SOMMER 2055

VON JULIAN MAHID CARLY

"Wir sind ja auch nur Metaphern, genauso wie Mangobäume oder Prototypen."

Das Jahr 2055. Das globale Artensterben erreicht einen Höhepunkt, die Welt befindet sich im Klimakollaps. Währenddessen stellt Ilona Masc der Masc for Mascara Corporation "Projekt Iris" vor: ein KI-basiertes Wesen mit künstlichem Körper. Ilona und ihr Staff, bestehend aus PR-Berater:in, Facility Manager:in und Betriebsanwalt, erhalten eine Prophezeiung, welche die Hoffnung auf die Umkehr der Klimakatastrophe weckt. Könnte Iris "Die Eine" sein? Die gesuchte Held:in im postheroischen Zeitalter? Julian Mahid Carly erzählt eine mit Meta-Witz, Pop- und Gegenwartsreferenzen durchdrungene Reise durch mehrere Zeit- und Realitätsebenen. Kann die Katastrophe der Zukunft nur rückwirkend in der Vergangenheit verhindert werden? Vielleicht liegt der Ausweg aus der ewigen Simulation der Gegenwart auch im Pflanzen eines Mangobaums.

JULIAN MAHID CARLY wurde 1997 in Kassel geboren und studierte erst Germanistik und Geschichte in Kassel und später Regie an der Akademie für Darstellende Kunst Baden-Württemberg. Zu seinen Werken zählen die Stücke "Verbindungsfehler" (2019), welches den Osnabrücker Dramatiker:innenpreis erhielt, "Kein Wolf, kein Schafspelz" (2019) und der Film-Essay "Weißabgleich" (2020).

 

IT’S THE DARKEST BEFORE THE DAWN

VON JULIANE KANN

 "Die Natur im Theater [...] bleibt nur täuschend echt. – Du meinst, enttäuschend echt."

Verschiedene Schauspieler:innen und ein Orchester treten auf. Sie üben Direktheit, erproben die künstliche Herstellung von Natürlichkeit. Sie täuschen sich selbst und andere, handeln mit und gegen ihre Natur, inszenieren Realität, erschaffen Illusionen, kurz: Sie spielen Theater. Juliane Kann umkreist in ihrem Stück entlang an Themen wie Klimawandel, Posthumanismus und künstlicher Intelligenz das Paradox des Schauspiels – und das in ihm inhärente Verhältnis von Kunst und Natur.

JULIANE KANN geboren 1982 in Mecklenburg, studierte Szenisches Schreiben an der Universität der Künste Berlin und Regie an der Hochschule für Schauspielkunst Ernst Busch. Sie inszenierte u.a. am Staatstheater Darmstadt, am Theater Oberhausen und am Staatstheater Braunschweig. Ihre Stücke "Zwiegespräch" (2004) und "Blutiges Heimat" (2005) wurden vielfach ausgezeichnet. Sie schrieb u.a. Stücke für das Maxim Gorki Theater und das Thalia Theater in Hamburg.