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Das Stück "Die Mutter" erzählt die Emanzipationsgeschichte einer einfachen Frau, die sich von einer sorgenden Mutter, die die Verhältnisse in denen sie lebt, akzeptiert hat, zu einer entschiedenen Revolutionärin entwickelt. Anstoß gibt hier ihr Sohn Pawel, der sich im Russland der Nachkriegswende der revolutionären Arbeiterbewegung anschließt. Um ihn nicht zu verlieren, setzt sie sich mit der marxistisch-proletarischen Bewegung auseinander, begreift, dass sie im Leben eine Wahl hat und entflammt so für die Revolution. Ihren Sohn allerdings kann sie trotzdem nicht retten.
Brecht hat "Die Mutter" im Stil eines Lehrstücks geschrieben. Die Aufführungen in den 30ern verfolgten den Zweck, ihre Zuschauer gewissermaßen des politischen Kampfes zu lehren.
Die Arbeiten der österreichisch-bulgarischen Regisseurin Christina Tscharyiski zeichnet eine hohe Musikalität, Kraft und Bildgewalt aus. Für "Die Mutter" arbeitet sie mit der Bühnenbildnerin Janina Audick (Professorin an der UdK und langjährige Weggefährtin von Christoph Schlingensief und René Pollesch) und der bildenden Künstlerin Verena Dengler als Kostümbildnerin zusammen.
HAVE YOU FORGOTTEN
HOW GOOD A RIOT TASTES?
Bertolt Brechts Lehrstück Die Mutter erzählt die Emanzipationsgeschichte einer Arbeiterin, die sich in Russland um 1905 mit ihrem Schicksal und den widrigen Umständen (harte Arbeit, schlechter Lohn, Gewaltherrschaft durch Zar und Besitzende) abgefunden hat, dann aber durch ihren Sohn Pawel mit den revolutionären Gedanken der Arbeiterbewegung in Berührung kommt und schließlich ganz und gar für den Aufstand, die Revolution entbrennt. Brecht lässt sie zu Stückende die revolutionäre Bewegung mit der roten Fahne in den Armen anführen. Seine Adaption des Stoffes von Maxim Gorki im Deutschland der 1930er-Jahre, war eine politische Tat, zu einer Zeit, zu der der faschistische Druck auf die Intellektuellen sich deutlich bemerkbar machte und die Hetze sich auch gegen Gorki richtete, der sich fest zur Sowjetmacht bekannte. Mit diesem Stück wollte Brecht die Arbeiter und insbesondere auch die Arbeiterinnen (die unter den Auswirkungen der Weltwirtschaftskrise zu leiden hatten) für die KPD mobilisieren. Das Wissen um die Veränderlichkeit der Welt ist der entscheidende Gedanke, der Brechts Arbeit mit und für die revolutionäre Arbeiterklasse der 1930er optimistisch konnotiert. Es ist dies Wissen, von dem Brecht später einmal sagte, das es überhaupt erst ermöglicht, die heutige Welt auf dem Theater wiederzugeben. Die Uraufführung von Die Mutter 1932 im Komödienhaus am Schiffbauerdamm die letzte Premiere eines seiner Werke, ehe Brecht emigrieren musste.
Die Premiere war ein Skandal, die bürgerliche Presse rezensierte vernichtend.
Die bulgarisch-österreichische Regisseurin Christina Tscharyiski inszeniert mit Die Mutter bereits ihre dritte Arbeit am Berliner Ensemble. Der Untertitel des Stücks Anleitung für eine Revolution ist der russischen Aktivistin Nadja Tollokonikova entliehen. Ausgehend von Brechts Schlussbild – das zentral Frauen an der Spitze der Revolution zeigt – wurde die Figur der Mutter auf zwei Generationen verteilt: sie wird zunächst von Constanze Becker gespielt, die gealterte Mutter dann von Josefin Platt. Diesen beiden steht eine junge, heutige Revolutionärin – Sophie Stockinger – zur Seite. Begleitet wird das Ensemble der insgesamt sechs Darsteller:innen – Jade Pearl Baker, Jonathan Kempf und Peter Moltzen erspielen die Vielzahl der Figuren der Brecht’schen Lehranordnung – von der Band „Die Mutter“, die sich für diese Produktion rund um den Musiker Manuel Poppe gefunden hat. Poppe hat sich dem Liedgut von Hanns Eisler mit dem Liedermacher David Sporrer behutsam angenähert. Gemeinsam mit Sängerin und Keyborderin Valentine Romanski und Schlagzeuger Chris Heiny erfolgte dann der Feinschliff der modernen Interpretationen der Eislerschen Vorlage.
Clara Topic-Matutin
- Mesut Gürsoy als Live-Musiker:in
- Valentine Romanski als Live-Musiker:in
- Manuel Poppe als Live-Musiker:in
- Jade Pearl Baker
- Constanze Becker
- Jonathan Kempf
- Peter Moltzen
- Josefin Platt
- Sophie Stockinger
- Christina Tscharyiski Regie
- Hanns Eisler Musik
- Manuel Poppe und Band Musikalische Adaption
- Janina Audick Bühne
- Verena Dengler Kostüm
- Rainer Casper Licht
- Clara Topic-Matutin Dramaturgie