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Ausgehend von seiner assoziativen Erkundung der Hochstaplerfigur "Felix Krull" von Thomas Mann im Großen Haus fragt Alexander Eisenach nun mit einem eigenen Stück im Neuen Haus weiter nach dem uns alle betreffenden Prinzip Krull: „Wann hat das angefangen, dass wir lügen? Ist die Erfindung der Lüge jener Moment, in dem sich das menschliche Bewusstsein manifestiert? Ist es der Moment, in dem wir beginnen aufrecht zu gehen? Uns unsere Umwelt zu Nutze zu machen und einen ungeheuren Zivilisationsprozess in Gang setzen? Haben wir uns über Jahrtausende an der Nase herumgeführt mit den Geschichten über uns selbst? Als Krone der Schöpfung? Ist dieses Menschheitstheater, dessen letzten Akt wir gerade sehen, nicht mehr als Hochstapelei?“
Wann hat das eigentlich angefangen, dass wir lügen? Mit dieser Frage eröffnet ein Filmregisseur in der Krise das Stück. Ausgehend von seiner assoziativen Erkundung der Hochstaplerfigur Felix Krull im Großen Haus fragt Alexander Eisenach nun weiter im Neuen Haus nach dem uns alle betreffenden Prinzip Krull: Wann hat der Mensch die Lüge und somit auch die Wahrheit erfunden? Im Augenblick seiner Bewusstwerdung? Wie lautet die erste Lüge der Menschheit? Und was bedeutet die Unterscheidung zwischen Wahrheit und Lüge für unser Menschheitstheater?
Eisenach beschreibt das permanente Hochstapeln im letzten Akt unserer Geschichte als logische Konsequenz auf den Hype um die Selbstdarstellung eines Jeden. Nur wer das Kreieren von Fake-Identitäten beherrscht, kann an der Gesellschaft teilhaben, ist likeable: „Fake it, till you make it.“
Weshalb also nicht folgerichtig den Humanismus durch Transhumanismus ersetzen? Die menschliche Natur mit Künstlicher Intelligenz überwinden? Das menschliche Bewusstsein in digitale Speicher hochladen? Auf Identität verzichten? Uns nicht mehr determinieren lassen von unseren Affekten? Körperlos werden? Wäre die Menschheit dann Teil von etwas Größerem oder würde sie schlichtweg verschwinden?
Amely Joana Haag
- Alexander Eisenach Regie
- Daniel Wollenzin Bühne
- Julia Wassner Kostüme
- Sven Michelson Musik
- Steffen Heinke Licht
- Amely Joana Haag Dramaturgie