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"DU MUSST GEGEN DEN WIND LAUFEN" - das ist das achte von zehn Geboten, die Thomas Brasch verfasst hat, als er siebzehn war. Damals ahnte er vermutlich noch nicht, dass diese Zeile programmatisch für sein ganzes Leben sein sollte. Ein Leben, von dem der Theatermann und ehemalige Intendant des Berliner Ensembles Claus Peymann sagte, es sei ein "wüster Roman" gewesen, "ein Roman über Ost und West".
Am 19. Februar 2025 würde Thomas Brasch – Dichter und Erzähler, Dramatiker und Shakespeare-Übersetzer, Filmemacher und "Provokateur" – seinen 80. Geburtstag feiern. 1945 geboren im englischen Exil der jüdisch-kommunistischen Eltern, aufgewachsen und renitent geworden in der DDR, die er 1976 verließ, um auch in der BRD nie anzukommen, und erst recht nicht im vereinten Deutschland.
Wonach hat er sich gesehnt und woran gerieben? Was trieb ihn weg von seiner Familie und schließlich aus seinem Land? – Davon erzählt der von Martina Hanf herausgegebene und bei Suhrkamp erschienene Band mit gesammelter Prosa. Und davon erzählt auch dieser Abend, für den Marion Brasch Texte, Szenen und Film von und über ihren Bruder zu einer Collage verwoben hat, die sie gemeinsam mit Braschs langjähriger Lebensgefährtin Katharina Thalbach und dem Ensemblemitglied Gabriel Schneider auf die Bühne bringt.