Zeit für Drama

Oliver Reese präsentiert seine Pläne für das Berliner Ensemble

Am Dienstag, den 30. Mai 2017, präsentierte Oliver Reese, der neue Intendant des Berliner Ensembles, gemeinsam mit seinem neuen Leitungsteam die Pläne für seine Intendanz. Im Zentrum des Spielplans stehen neben den Werken von Bertolt Brecht vor allem aktuelle Stoffe und zeitgenössische Stücke lebender Autoren. Der Schriftsteller Moritz Rinke wird ein neuartiges Autoren-Programm leiten.

Die erste Spielzeit unter der Intendanz von Oliver Reese wird am 21. September 2017 mit der Premiere von Albert Camus’ "Caligula" eröffnet, inszeniert von Antú Romero Nunes. Darauf folgen die deutschsprachige Erstaufführung von Arne Lygres "Nichts von mir" (Regie Mateja Koležnik) am 22. September und Michael Thalheimers Inszenierung von Bertolt Brechts "Der kaukasische Kreidekreis" am 23. September.

 

Starke Geschichten, starkes Ensemble: "Die Künstlerinnen und Künstler eines Theaters bilden seine Identität"

"Das Theater am Schiffbauerdamm hat schon viele Namen getragen – der schönste ist: ‚Berliner Ensemble’, den es mit der Übernahme durch Brechts Truppe erhalten hat und seither trägt. Er ist Programm in einer Zeit, in der das Ensemble- und Repertoiretheater und die Profession des Schauspielers in Frage gestellt werden." Im Rahmen der Pressekonferenz betonte Oliver Reese den Stellenwert des Ensembles, das das Haus entscheidend prägen wird: "Die Künstlerinnen und Künstler eines Theaters bilden seine Identität" stellte Reese deutlich heraus.

Er präsentierte sein neues Berliner Ensemble, das aus 28 fest angestellten Schauspielerinnen und Schauspielern bestehen wird.

 

Zeitgenössische Dramatik für dramatische Zeiten: Texte lebender Autoren bestimmen den Spielplan

Für Oliver Reese ist der Auftrag an das Berliner Ensemble, sich mit den drängenden Themen unserer Zeit zu beschäftigen und gesellschaftliche Fragen auf der Bühne zu diskutieren – mit einem klaren Bekenntnis zur zeitgenössischen Dramatik in der Tradition u.a. Bertolt Brechts und Heiner Müllers: "Eine wichtige Tradition des BE ist neben einem starken Ensemble seit jeher ein Spielplan mit Gegenwartsautoren – das war bei Ernst Josef Aufricht, bei Max Reinhardt, bei Helene Weigel und Bertolt Brecht so, aber auch bei Ruth Berghaus und Heiner Müller. Das ist die Tradition, in die ich dieses Theater wieder stellen möchte, insbesondere in dieser hochdramatischen Zeit."

Der Spielplan der ersten Spielzeit ist geprägt von der Beschäftigung mit zeitgenössischen Themen und Texten – 12 der 17 Premieren in der ersten Saison stammen von lebenden Autoren: Der amerikanische Pulitzerpreisträger Tracy Letts und die britischen Dramatiker Dennis Kelly und Duncan Macmillan stellen in ihren Stücken jeweils starke Frauenfiguren in das Zentrum. Rainald Goetz’ wortgewaltige Trilogie Krieg wird zum ersten Mal in Berlin inszeniert – ein wüster Amoklauf durch Deutschland und die Welt, gegen Biedersinn und faschistoide Strukturen. Mit dem Spannungsverhältnis von Europas Zukunft und seiner kolonisatorischen Vergangenheit setzen sich die beiden regieführenden Autoren Dieudonné Niangouna und Alexander Eisenach in ihren jüngsten Texten auseinander.

Mehr als die Hälfte der Neuproduktionen, insgesamt 11 Stücke, werden am Berliner Ensemble uraufgeführt oder dort zum ersten Mal vor deutschsprachigem Publikum gezeigt.

 

Neue Stücke für das Berliner Ensemble: Moritz Rinke leitet Autoren-Programm

Der Stellenwert internationaler zeitgenössischer Dramatik zeigt sich insbesondere an einem umfassenden Autoren-Programm, das unter der Leitung des Schriftstellers und Dramatikers Moritz Rinke neue Autorinnen und Autoren für die Bühne gewinnen will. In einem gemeinsamen Prozess u.a. mit dem Ensemble sollen so neue Theatertexte entstehen. Dieser offene Prozess nach englischem Vorbild hat hier im deutschsprachigen Raum Modellcharakter. Erste Teilnehmer des Autoren-Programms sind u.a. die Romanautorin Olga Grjasnowa, der Journalist und stellvertretende Spiegel-Chefredakteur Dirk Kurbjuweit sowie der vielfach ausgezeichnete Filmemacher Burhan Qurbani. Das Autoren-Programm wird gefördert von der Heinz und Heide Dürr Stiftung.

Neben dem Ensemble wird vor allem die kontinuierliche Arbeit mit prägenden Regisseurinnen und Regisseuren die Identität des neuen Berliner Ensembles bestimmen: Michael Thalheimer wird als neuer Hausregisseur in Berlin exklusiv am BE arbeiten und jährlich zwei Inszenierungen zeigen. Frank Castorf, der ebenfalls am Schiffbauerdamm eine neue Berliner Heimat findet und hier regelmäßig inszenieren wird, befasst sich mit Victor Hugos "Les Misérables" und die niederländische Regisseurin Ola Mafaalani bringt ihre Version des Films "Kinder des Paradieses" auf die Bühne. Intendant Oliver Reese inszeniert in der ersten Spielzeit die Uraufführung von Benjamin von Stuckrad-Barres "Panikherz". Daneben wird es eine kontinuierliche Zusammenarbeit u.a. mit David Bösch, Mateja Koležnik, Ersan Mondtag und Antú Romero Nunes geben, die alle erstmals am Berliner Ensemble inszenieren.

Zur Künstlerischen Leitung gehören neben Michael Thalheimer und Moritz Rinke die leitende Dramaturgin Sibylle Baschung und die Kuratorin Clara Topic-Matutin. Geschäftsführender Direktor wird Jan Fischer.

 

Umbau: Zwei neue Spielstätten ab 2018/19

In Zukunft wird es am Berliner Ensemble drei feste Spielstätten geben: Neben dem Großen Haus gibt es neue Produktionen im Kleinen Haus (ehemals "Alte Probebühne") sowie im Werkraum (ehemals "Pavillon"). Beide Räume befinden sich im ehemaligen Probengebäude. In der kommenden Spielzeit werden in diesem Haus umfassende Renovierungen und Bauarbeiten durchgeführt, die mit der Unterstützung der LOTTO-Stiftung Berlin möglich werden. Optische, akustische und technische Verbesserungen werden das Probengebäude zu einem modernen Theater mit dem Schwerpunkt auf junger Regie und Theaterformen machen. Während des Umbaus in der Spielzeit 2017/18 gibt es eine Interimsspielstätte auf der Probebühne im Haus 2, die bereits "Kleines Haus" genannt wird.

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