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Das junge Elternpaar Pinneberg und Lämmchen hält an seiner Liebe und am Glauben an eine bürgerliche Moral fest – trotz Armut, Arbeitslosigkeit und sozialer Härte. Ihr Kampf um einen letzten Rest Würde endet am Rand des Molochs Berlin. Hans Fallada fasst seinen international erfolgreichen Roman, welchen er 1932 in Zeiten von höchster wirtschaftlicher und politischer Anspannung in Deutschland nur zensiert veröffentlichen konnte, so zusammen: "Ehe und Wehe von Johannes Pinneberg, Angestellter, verliert seine Stellung, bekommt eine Stellung, wird endgültig arbeitslos. Einer von sechs Millionen, ein Garnichts, und was der Garnichts fühlt, denkt und erlebt." Die Frage "Was nun?" wurde historisch von der Machtergreifung der Nationalsozialisten beantwortet. Die Frage, wie wirkungsvoll individueller Zusammenhalt in einer Massengesellschaft sein kann, beantwortete Fallada mit einem utopischen Moment.
Frank Castorf adaptiert die Ursprungsfassung des Romans und setzt sie in Bezug zu autofiktionalen Texten von Fallada, die er größtenteils im Gefängnis und in der Psychiatrie verfasste, wie etwa "Die Kuh, der Schuh, dann du".
Rette sich – wer kann?
Pinneberg und Lämmchen, eine junge Liebe, schon wächst ein gemeinsames Kind in Lämmchens Bauch, das Murkelchen, flugs wird geheiratet. Die Geschichte des kleinen Angestellten Pinneberg beginnt wie ein Märchen vom großen Glück einer kleinen, tapferen Familie in einer ungerechten Welt. Trotz Arbeitslosigkeit, Armut, zunehmender gesellschaftlicher Verrohung und der Radikalisierung der politischen Lager im Berlin der frühen 1930er Jahre, hält das junge Liebespaar unerschütterlich an seinen kleinbürgerlich geprägten Moralvorstellungen fest. Die Frage "Was nun?" beantwortet Fallada mit einer zwischenmenschlichen Rückzugsfantasie inmitten einer gnadenlosen Massengesellschaft.
Frank Castorf adaptiert die unzensierte Fassung des Romans für das Berliner Ensemble und setzt den mehrfach verfilmten Bestseller der Neuen Sachlichkeit in Bezug zu einem autofiktionalen, expressionistischen Text von Fallada. 1920 verfasste Fallada den Text in der Psychiatrie, unter Einfluss seiner Kokain- und Morphiumsucht. Er hielt den Text für einen seiner stärksten: "Die Kuh, der Schuh, dann du". Auf Falladas Frage "Was nun?", die er kurz vor der Machtergreifung Hitlers stellte, antwortet Castorf mit Heiner Müllers "Die Schlacht". Der nachgeborene Dramatiker Heiner Müller bezieht sich in seiner so sprachgewaltigen wie illusionslosen Montage über den Faschismus auf Bertolt Brechts "Furcht und Elend des Dritten Reiches" und sagte dazu: "Ich glaube nicht, dass eine Geschichte, die Hand und Fuß hat, der Wirklichkeit noch beikommt."
Von Amely Joana Haag
- Artemis Chalkidou
- Maximilian Diehle
- Andreas Döhler
- Jonathan Kempf
- Pauline Knof
- Maeve Metelka
- Gabriel Schneider
- Andreas Deinert als Live-Kamera
- Kathrin Krottenthaler als Live-Kamera
- Harald Mellwig als Live-Kamera
- Jonathan Bruns als Tonangel
- Theo von Mechow als Tonangel
- Jens Crull als Live-Schnitt
- Verena Buttmann als Live-Schnitt
- Frank Castorf Regie
- Aleksandar Denić Bühne
- Adriana Braga Peretzki Kostüme
- William Minke Sounddesign
- Rainer Casper Licht
- Jens Crull, Andreas Deinert Videokonzeption
- Amely Joana Haag Dramaturgie
- Sebastian Klink Künstlerische Produktionsleitung