"Eine verschollene Bürgerlichkeit spukt in mir."

Frank Castorf adaptiert Hans Falladas "Kleiner Mann - was nun?" multimedial für die Bühne. Wie viel vom Autoren selbst in dessen Texten steckt, worauf der Regisseur seinen künstlerischen und inhaltlichen Fokus legt - das erfahren Sie in der Audioeinführung. 

Amely Joana Haag (Text) | 27.09.24

© Just Loomis

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Die Geschichte des kleinen Angestellten Pinneberg beginnt wie ein Märchen vom großen Glück einer kleinen, tapferen Familie in einer ungerechten Welt. Trotz Arbeitslosigkeit, Armut, zunehmender gesell schaftlicher Verrohung und der Radikalisierung der politischen Lager im Berlin der frühen 1930er Jahre, hält das junge Liebespaar unerschütterlich an seinen kleinbürgerlich geprägten Moralvorstellungen fest. 

Die Frage "Was nun?" beantwortet Fallada mit einer zwischenmenschlichen Rückzugsfantasie inmitten einer gnadenlosen Massengesellschaft. Frank Castorf adaptiert die unzensierte Fassung des Romans für das Berliner Ensemble und setzt den mehrfach verfilmten Bestseller der Neuen Sachlichkeit in Bezug zu einem autofiktionalen, expressionistischen Text von Fallada. 1920 verfasste Fallada den Text in der Psychiatrie, unter Einfluss seiner Kokain - und Morphiumsucht. Er hielt den Text für einen seiner stärksten: Die Kuh, der Schuh, dann du. 

Auf Falladas Frage "Was nun?", die er kurz vor der Machtergreifung Hitlers stellte, antwortet Castorf mit Heiner Müllers "Die Schlacht". Der nachgeborene Dramatiker Heiner Müller bezieht sich in seiner so sprachgewaltigen wie illusionslosen Montage über den Faschismus auf Bertolt Brechts Furcht und Elend des Dritten Reiches und sagte dazu: "Ich glaube nicht, dass eine Geschichte, die Hand und Fuß hat, der Wirklichkeit noch beikommt."

© Jörg Brüggemann

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