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Die Schauspielerin Lili Epply wird zum Vorsprechen an das Berliner Ensemble eingeladen – sie spielt assoziativ und eindrücklich die Nina aus Anton Tschechows berühmtem Theaterstück "Die Möwe". Es folgt ein festes Engagement am Berliner Ensemble. "Möwe" ist die Inszenierung, die aus ihrem Vorsprechen hervorging. Assoziativ geht Lili Epply hier mit dem berühmten Monolog der Nina um. Diese Nina denkt, spielt und fragt mitten in unsere Gegenwart hinein. Offensiv thematisiert sie sexistische Klischees und die Besetzung von Rollen am Theater. Der Text wurde in der gemeinsamen Probenarbeit entwickelt, federführend: die Berliner Autorin Anna Kulbatzki. Sarah Viktoria Frick, bekannt als Schauspielerin am Burgtheater, hat ihn als Regisseurin zusammen mit Epply erarbeitet.
Nina Saretschnaja stand zum ersten Mal 1896 in St. Petersburg auf der Bühne und erlebte einen berühmten Theaterskandal, einen formvollendeten Absturz. "In diesem Stück ist alles primitiv, hässlich und unsinnig" lautete die Kritik über die Uraufführung von Tschechows "Die Möwe", als würde das Schicksal der Figur des scheiternden Autors Konstantin Trepljow seinem Schöpfer selbst widerfahren. Tschechow war zu der Zeit längst Teil der heiß diskutierten Avantgarde, heute zählt "Die Möwe" zu den meistgespielten Theaterklassikern und die Figur der Nina eignet sich als Vorsprechrolle für Schauspielerinnen, denn Nina will nichts mehr auf dieser Welt als Schauspielerin werden.
Dafür spielt sie einen von Trepljow geschriebenen Text vor, auf der Suche nach neuen Theaterformen, das Stück im Stück endet folgerichtig im Eklat. Zeitsprung: 2020 erarbeiten Sarah Viktoria Frick, renommierte Burgtheaterschauspielerin, und Lili Epply gemeinsam einen Vorsprechmonolog, der Lili Epplys Engagement am Berliner Ensemble nach sich zieht. Daraus entsteht die Idee eines Soloabends, der federführend von der Berliner Autorin und Schauspielerin Anne Kulbatzki begleitet wird. "Ich bin eine Möwe" sagt Tschechows Nina; die gegenwärtige Nina, gespielt von Lili Epply, sucht jenseits aller Fremdzuschreibungen nach ihrer eigenen Stimme. Sie versucht, die Autor:innenschaft über ihre Geschichte zu gewinnen, indem sie offensiv mit dem Blick der Zuschauenden spielt. An diesem Abend geht es also um nichts Geringeres, als um eine Liebeserklärung an das Schau-Spiel.
von Amely Joana Haag
- Sarah Viktoria Frick Regie
- Anne Kulbatzki Text
- Sarah Viktoria Frick, Lili Epply in Zusammenarbeit mit
- Janina Kuhlmann Bühne
- Esther von der Decken Kostüm
- Manuel Poppe Musik
- Arnaud Poumarat Licht
- Amely Joana Haag Dramaturgie