Kaum ein Thema löst so heftige Kontroversen, ambivalente Emotionen und mannigfache Projektionen aus wie das Geschäft mit Sexarbeit. Die Lebensrealitäten von Sexarbeiter:innen sind individuell sehr verschieden und obwohl ihre Arbeit in Deutschland legal ist, leben viele Sexarbeiter:innen nach wie vor in prekären Situationen.
Was sie gemeinsam haben, ist die Zugehörigkeit zu einer vulnerablen und gleichzeitig nahezu unsichtbaren sozialen Gruppe, denn die Doppelmoral unserer Gesellschaft bedeutet für sie häufig ein diskriminierendes Doppelleben und es erfordert dementsprechenden Mut, sich zu outen.
Lies Pauwels schaut spielerisch hinter unsere gesellschaftliche Fassade: Was und wer darf sichtbar sein und wer oder was wird in die Unsichtbarkeit verbannt? Wie offen bzw. versteckt gehen wir mit Einsamkeit um, mit Begehren, mit Macht- und Ohnmachtsfantasien und was erzählen unsere körperlichen Sehnsüchte über uns?
Das Projekt der renommierten belgischen Regisseurin ist aus einer Zusammenarbeit von Sexarbeiter:innen aus Berlin und Schauspielerinnen des Berliner Ensembles entstanden und lädt ein zu einer Begegnung mit den Lebenswelten der Darsteller:innen. Die Inszenierung bringt widersprüchliche Welten miteinander ins Spiel, lotet die Gemeinsamkeiten von Schauspiel und Sexarbeit aus und hinterfragt gesellschaftliche Tabus.