Fremd

Inszenierte Lesung mit Sibel Kekilli
von Michel Friedman
Bertolt-Brecht-Platz 1
10117 Berlin
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    • Wiederaufnahme

Keiner möchte im Nachkriegsdeutschland des Wirtschaftswunders mehr etwas mit den Nazi-Verbrechen, dem Zivilisationsbruch und dem Holocaust zu tun haben. Die Morde wurden verdrängt, der Schmerz blieb. Und auch heute will niemand erinnert werden, was die eigene Rolle in der Geschichte war und ist – erst recht nicht von "Fremden". In diesem Land aber wachsen Kinder auf: als Migrant:innen. Als Menschen, die lieber niemand sein sollen, weil ihr Ich das Wir der sogenannten Mehrheitsgesellschaft bedroht. In "Fremd" erzählt Michel Friedman autobiografisch von einem dieser Kinder. Zwischen Familientrauma, Anpassungsdruck und Rassismus versucht dieses Kind seinen Platz in der Welt zu finden. 

Sibel Kekilli, eine der international bekanntesten deutschen Schauspielerinnen, gibt mit "Fremd" ihr Theaterdebüt.

1956 wurde Michel Friedman in Paris geboren. Als Staatenloser. Als Sohn von Holocaustüberlebenden, die aus Polen stammten und nun, ebenfalls staatenlos, in Frankreich Schutz suchten, später in Deutschland, dem Land der Mörder. Sie suchten Schutz vor einer Welt, in der Menschen entschieden hatten, dass sie keine Menschen seien, dass sie nicht mehr existieren sollten – sie konnten gerettet werden. Doch schon kurz nach dem Krieg wollte davon niemand etwas wissen, niemand wollte sie: die Erinnerung, die Schuld; niemand will sie: die Überlebenden, die „Fremden“.

2023 ist noch immer, ist schon wieder, eine Welt des Krieges und des Hasses. Auch nach fast 80 Jahren „Nie wieder“ machen Parteien in Deutschland, in Europa und weltweit, wieder und wieder Politik damit, Menschen das Recht abzusprechen, jemand, nicht nur fremd, sondern Mensch zu sein. In Anlehnung an Hannah Arendt könnte man sagen: Wer als Fremder angegriffen wird, kann nur als Fremder antworten. Wer von außen zum Fremden gemacht wird, bleibt es auch im Inneren; lebt in Angst und bleibt stumm.

Stumm bleiben ist Michel Friedmans Sache nicht und so hat er unter dem Titel "Fremd" ein sehr persönliches Buch geschrieben: über sein Aufwachsen als Fremder, als Migrant, als Jude, als Kind, das ein Niemand bleiben solle und doch darum rang jemand zu sein. Das Buch ist Bericht des Leben-Wollens, des Überleben-Müssens, der weit über ein einzelnes Schicksal hinaus geht.

Die vielfach preisgekrönte Schauspielerin Sibel Kekilli liest diesen berührenden Text in einer inszenierten Lesung von Regisseur Max Lindemann und gibt damit ihr Theaterdebüt.

von Johannes Nölting

DANK AN

Max Mara für die Bereitstellung des Kostüms sowie Leena Zimmermann (Styling) und Philipp Verheyen (Hair & Make-up).

Digitales Magazin

Pressestimmen

"Und so hat das BE mit einem kleinen, einstündigen Abend 'Fremd' nun die wohl wichtigste und aktuellste Produktion auf einer Berliner Bühne."Berliner Morgenpost

"In Kriegszeiten ist die Lesung von Sibel Kekilli weit mehr als nur ein Theaterabend."Süddeutsche Zeitung

"Kekilli nimmt sich zurück, nicht nur beim finalen Applaus, der lange andauert. Und doch merkt man ihrem Auftritt an, dass sich hier zwei verwandte Seelen gefunden haben, die einen großen Schmerz teilen."taz

"Friedmans literarische Stimme und Kekillis Bühnenpräsenz verschwimmen, fallen an diesem Abend immer wieder in eins."3sat Kulturzeit

"Was diesen sparsamen und reduzierten Abend trotz seines beklemmenden Tons wohltuend macht, ist die Darstellung. Sibel Kekilli sitzt nicht als ohnmächtiges Opfer auf der Bühne. Ihre Worte sind lyrisch, aber ihr Gesicht ist, bei allem riesenhaften Schmerz, immer trotzig und herausfordernd."Berliner Kurier

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