"Da passt ja eigentlich gar niemand mehr in diese Welt hinein."

Eine Einführung zum Stück "Einsame Menschen"

Felicia Zellers von Gerhart Hauptmann inspiriertes Stück "Einsame Menschen" erzählt komödiantisch von der Einsamkeit einer Gesellschaft, die ihren Narzissmus mit Nachhaltigkeit vereinbaren will und mit Naturkult auf Naturzerstörung antwortet.

von Amely Joana Haag | 07.12.22

© Jörg Brüggemann

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Marie, eine renommierte Architektin in Erwartung ihres ersten Kindes, will im Umland Berlins ihre Vision eines Landlebens mit urbanem Anspruch verwirklichen. Eine sanierungsbedürftige Villa am See, nur 40 Minuten mit der S-Bahn zur Innenstadt, soll zum internationalen, nachhaltigen Co-Working und Co-Gardening-Space umgestaltet werden. Ihr Mann Gerhart will sich dort endlich in absoluter Ruhe seiner Doktorarbeit über Angewandte Tiersoziologie widmen und seine Mutter Erika zieht gleich mit ein, um die Kleinfamilie mitsamt der speziellen Heilmethode des "Rugelns" zu unterstützen. 

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Doch die ersehnte Ruhe will sich trotz aller Naturnähe nicht einstellen: Das Neugeborene schreit unablässig, als auf einmal ein alter Studienfreund von Gerhart, der Klimaaktivist Bölsche, Obdach bei der Familie sucht, weil er wohl während eines Aktivist:innen-Waldcamps vom Baumhaus gefallen ist. Und dann nistet sich schließlich auch noch Margarete als Co-Workerin ein, eine junge digitale Nomadin, überall zu Hause wo es WLAN gibt und überzeugte Vertreterin des Share-Prinzips. Und wie sich herausstellen wird, lässt sich dieses Prinzip auf sehr verschiedene Weise auslegen…

Felicia Zellers Stück, inspiriert von Gerhart Hauptmanns "Einsame Menschen" (1890), erzählt komödiantisch von der Einsamkeit einer dekadenten Gesellschaft, die ihren Größenwahn mit Nachhaltigkeit vereinbaren will und die mit blindem Naturkult auf die menschenverursachte Naturzerstörung antwortet. Um sich selbst kreisende, aneinander vorbei monologisierende Menschen – denn etwas spricht pausenlos durch sie hindurch: eine innere Unruhe, eine narzisstisch aufgeladene Sehnsucht, die von keiner Landschaft dieser Welt gestillt werden kann.

Der Philosoph Timothy Morton skizziert in seinem Buch "Ökologisch sein" (2019) hingegen eine vergnüglichere Vision einer ökologisch eingestimmten Gemeinschaft, während Felicia Zeller eine zum Scheitern verurteilte "Gemeinschaftsbrache" zeichnet, in welcher sprachgewaltig und handlungsfern mit einer apokalyptischen Weltsicht kokettiert wird. 

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