Das Regie-Nachwuchsförderprogramm WORX zeigt in der Spielzeit 2024/25 jeweils zwei Arbeiten der Regisseur:innen Lucia Wunsch und Malin Lamparter, die sich in ihren ersten Inszenierungen beide mit Klassikern und ihren Aktualisierungen auseinandersetzen. Begleitet wird das diesjährige WORX-Programm mit einer Kampagne, die von Ivo Hänisch gestaltet wird. Seine Motive zeigen Stillleben, zeigen in ihrer Dunkelheit die Morbidität der Stoffe und beeindrucken zugleich durch ihre Zartheit. Der Clou: Die Stillleben bestehen aus geformten Luftballons der Künstlerin Anika Gorisch.
© Ivo Hänisch
Lieber Ivo, du gestaltest die Kampagne des diesjährigen WORX-Jahrgangs und arbeitest hier mit Stillleben aus Luftballons. Wie bist du auf diese Idee für deine Motive gekommen?
Für die Gestaltung der Kampagne bin ich zunächst mit den Regisseur:innen Lucia und Malin ins Gespräch gekommen. Wir haben uns über ihre Arbeit unterhalten, die Auseinandersetzung mit historischem Material und Themen wie Schönheit oder Sehnsucht, die für sie besonders wichtig waren. Florale Stillleben schienen mir dabei das perfekte Motiv, um einige dieser Themen fotografisch zu bearbeiten. Mich fasziniert die Symbolkraft von Blumen – sie stehen zwischen Ästhetik und Verfall, Natur und Künstlichkeit, Dekoration und emotionalem Ausdruck. Diese Dualismen haben die Grundlage meiner Gestaltungsideen für die Kampagne gebildet.
Diese Irritation, dieses kleine Innehalten, finde ich spannend, weil es das Bild im Kopf der Betrachter:innen noch einmal neu zusammensetzt.
Warum hast du dich schließlich für Luftballons entschieden?
Um das klassische florale Stillleben zu verfremden und gleichzeitig zu modernisieren, habe ich mich für Blumen aus Luftballons entschieden. Diese Luftballon-Blumen verstärken die genannten Themen und spitzen sie spielerisch zu. Mir gefällt es, wenn Arbeiten eine gewisse Leichtigkeit oder einen Humor haben, und genau das bringen die Luftballons für mich mit. Ein weiterer Reiz war das Spiel mit Hyperrealität. In Gesprächen mit anderen wurde mir oft gesagt, dass die Fotos auf den ersten Blick wie KI-generierte Bilder wirken. Diese Irritation, dieses kleine Innehalten, finde ich spannend, weil es das Bild im Kopf der Betrachter:innen noch einmal neu zusammensetzt. Da Luftballons nicht wirklich mein Medium sind, bin ich auf die Ballonkünstlerin Anika Gorisch gestoßen, mit der ich sehr gut zusammenarbeiten konnte.
© Ivo Hänisch
[...] Gefühle, die über ihre äußere Form hinausgehen.
Neben deinen statischen Motiven hast du auch Videomaterial generiert, der die Produktionen begleitet und bereits "Die Kameliendame oder: stirb schöner"" und "Der Lügenprinz" angekündigt hat. Magst du etwas zu deiner Herangehensweise und deiner Arbeit erzählen?
Der Videocontent ergänzt die Fotografien, indem er sie in Bewegung setzt. Mein Ziel war es, mit möglichst reduzierten Mitteln "bewegte Stillleben" zu schaffen. In den Videos werden die Luftballons zum Beispiel mit Wasser übergossen oder mit Gegenständen abgeworfen. Dieser spielerische Umgang bringt die erstmal fragilen Luftballons an ihre Grenzen und macht sie vergänglich – sie könnten jederzeit platzen. Diese Spannungen liegen auch den Themen der Kampagne zugrunde: Schönheit, die bedroht ist; Gefühle, die über ihre äußere Form hinausgehen.