Oliver Reese
Oliver Reese wurde 1964 in Schloss Neuhaus bei Paderborn geboren. Schon als Schüler begeisterte er sich für das Theater, genauer gesagt für die Westfälischen Kammerspiele, das Theater seiner Heimatstadt. Noch vor dem Abitur war er Hospitant bei Giorgio Strehler, dann studierte er Neuere Deutsche Literaturwissenschaft, Theaterwissenschaft und Komparatistik in München und arbeitete als Regieassistent an den Münchner Kammerspielen, dem Schauspielhaus Düsseldorf und am Bayerischen Staatsschauspiel, wo er 1989 Dramaturg wurde.
1991 wechselte er als Chefdramaturg an das Ulmer Theater. Von 1994 bis 2001 war Oliver Reese Chefdramaturg am Maxim Gorki Theater Berlin, danach Chefdramaturg und Stellvertretender Intendant unter Bernd Wilms am Deutschen Theater Berlin. Dort arbeitete er u.a. mit Hans Neuenfels, Robert Wilson, Michael Thalheimer und Jürgen Gosch zusammen. In der Spielzeit 2008/2009 war Oliver Reese Interimsintendant, 2008 wurde das Deutsche Theater zum Theater des Jahres gewählt und 2009 mit "Die Möwe" in der Regie von Jürgen Gosch zum Theatertreffen eingeladen.
Von 2009 bis 2017 leitete Oliver Reese das Schauspiel Frankfurt.
Seit der Spielzeit 2017/18 ist Oliver Reese Intendant des Berliner Ensembles, wo er ein besonderes Augenmerk auf aktuelle Stoffe und zeitgenössische Stücke lebender Autor/innen legt. Ein klares Bekenntnis zur zeitgenössischen Dramatik mit Blick auf die drängenden Themen unserer Zeit und die Notwendigkeit, gesellschaftliche Fragen auf der Bühne zu diskutieren. "Eine wichtige Tradition des BE ist neben einem starken Ensemble seit jeher ein Spielplan mit Gegenwartsautoren. Das ist die Tradition, in die ich dieses Theater wieder stellen möchte, insbesondere in dieser hochdramatischen Zeit", so Oliver Reese zu Beginn seiner Intendanz.
Vielfach inszeniert Oliver Reese Stücke, die nach biografischen Texten entstanden sind wie "Bartsch, Kindermörder", "Emmy Göring an der Seite ihres Mannes", "Goebbels", "Ich bin Nijinsky. Ich bin der Tod" oder "Wille zur Wahrheit ─ Bestandsaufnahme von mir", eine Theaterfassung von Thomas Bernhards fünfbändiger Biografie. Viele seiner Inszenierungen sind zudem eigene Dramatisierungen der Romanvorlagen, so Vladimir Nabokovs "Lolita", Robert Musils "Der Mann ohne Eigenschaften", Günter Grass‘ "Blechtrommel" oder "Panikherz“ von Benjamin von Stuckrad-Barre. In der Spielzeit 2020/21 bringt er mit "Sarah“ von Scott McClanahan einen autofiktionalen, amerikanischen Gegenwartsroman auf die Bühne. Gespür im Umgang mit aktuellen US-amerikanischen Autoren bewies er schon bei den Inszenierungen "Eine Familie“ und "Wheeler“ des Dramatikers Tracy Letts.
Oliver Reese ist Mitglied der Deutschen Akademie der Darstellenden Künste.
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