Astrid ist Lehrerin und lebt mit Klara, ihrer deutlich jüngeren Lebensgefährtin, zusammen, als sich eines Abends ihr Vorgesetzter Balderkamp zu einem Besuch in der gemeinsamen Wohnung ankündigt. Ein informelles Treffen soll es sein, vielleicht bei einem Glas Wein, doch Klara traut der Sache nicht. Schließlich unterrichtet er immer noch an der Schule, an der sie, damals noch als Schülerin, Astrid kennengelernt hat. So erweist sich an dem Abend die Trennung von Beruflichem und Privatem, Vergangenheit und Gegenwart immer mehr als Illusion. Und dann ist da auch noch Ellen Babić…
Ein Psychokrimi über das feine Netz zwischenmenschlicher Abhängigkeiten, erschütterte Gewissheiten, Machtmissbrauch und über Dynamiken, die in unser aller Beziehungen wirken.
Die Stücke des Autors und Regisseurs Marius von Mayenburg zeichnen sich durch die psychologische Genauigkeit ihrer Dialoge, die situative Komik sowie durch die Aktualität und Schärfe der in ihnen verhandelten Konflikte aus. Mit "Ellen Babić" ist nun erstmals ein Text von ihm am Berliner Ensemble zu sehen. Eine Koproduktion mit dem Theater Winterthur.
Astrid, Englischlehrerin, lebt zusammen mit Klara, ihrer deutlich jüngeren Lebensgefährtin – und ehemaligen Schülerin. Sie haben sich eingerichtet, sowohl in der gemeinsamen Wohnung als auch in einer gemeinsamen Erzählung über den Beginn ihrer Beziehung. Berufliches und Privates soll „hygienisch“ voneinander getrennt gehalten werden – moderne Work-Life-Balance eben. Doch dann kommt Astrids Vorgesetzter und Schulleiter Wolfram Balderkamp unerwartet zu Besuch. In „privater“ Atmosphäre soll schnell eine Sache besprochen werden: Auf der letzten Klassenfahrt soll es einen „Vorfall“ gegeben haben. Einen Vorfall zwischen Astrid und ihrer Schülerin. Ellen Babić.
Auf einmal steht ein schwerer Vorwurf im Raum, der sowohl den Gründungsmythos von Astrids und Klaras Beziehung ins Wanken bringt – als auch alle als sicher geltenden Vorstellungen über das Verhältnis von Beruflichem und Privatem, Patriarchalem und Progressivem, Vergangenheit und Gegenwart. Am Ende ist nur eins gewiss: dass nichts gewiss ist, denn: „Wirklich passiert ist nur das, worauf sich alle einigen.“
Mit "Ellen Babić" hat Marius von Mayenburg ein Kammerspiel über das feine Netz zwischenmenschlicher Abhängigkeiten, unbewusster Machtdynamiken und deren Aushandlungsprozesse geschrieben. Die Antwort auf die Frage, wer von wem abhängig ist und wer über wen Macht ausübt, verschwimmt immer mehr zwischen den Ebenen von sozialer Rollenerwartung, gesellschaftlichem Diskurs und der individuellen Erfahrung und Geschichte der Betroffenen. Und so ist Ellen Babić nicht nur ein klassischer „MacGuffin“ (Hitchcock) – eine zentrale Figur, die im Stück selbst jedoch nicht auftritt – sondern auch Chiffre für gegenwärtige Fragen rund um Macht(missbrauch), #MeToo und die Grenzen unserer beruflichen und privaten Beziehungen.
von Lukas Nowak
- Bettina Hoppe als Astrid
- Lili Epply als Klara
- Tilo Nest als Wolfram
- Oliver Reese Regie
- Janina Kuhlmann Bühne
- Elina Schnizler Kostüme
- Jörg Gollasch Musik
- Steffen Heinke Licht
- Lukas Nowak Dramaturgie