Die Heilige Johanna der Schlachthöfe

Von Bertolt Brecht
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Chicago 1930: die Viehbörse wird vom "Fleischkönig" Mauler kontrolliert, die Fabriken sind geschlossen. Johanna Dark will den hungernden Arbeitern helfen, sie will wissen, wer an deren Elend schuld ist. In ihren drei Gängen "in die Tiefe" begegnet sie Mauler und glaubt ihn zur Menschlichkeit zu bekehren. Zunächst will er die Fabriken wieder öffnen, den Arbeitern wieder Lohn und Brot verschaffen. Doch Johanna wurde getäuscht. Die Kälte, die Armut, den Hunger der Arbeiter – Mauler nimmt sie in Kauf, als er die Chance sieht, die anderen Fleischfabrikanten zu erpressen. Johanna kommt zur Einsicht, dass nur "Gewalt hilft, wo Gewalt herrscht"! Doch damit ist sie schon nicht mehr zu hören, sie wird übertönt von den Gesängen, die die Kapitalisten anstimmen, sie erklären sie darin, jetzt da sie unwirksam ist, zur Märtyrerin, zur ihrer "heiligen Johanna der Schlachthöfe".

Bertolt Brecht verfasst das Stück zwischen 1929 und 1931, inmitten der Weltwirtschaftskrise und der daraus entstehenden Massenarbeitslosigkeit, es zählt zu einer Reihe von Stücken und Fragmenten, in denen sich Brecht mit der Spekulation mit lebenswichtigen Gütern beschäftigt. Die beiden faustisch verbundenen Figuren im Zentrum, Johanna und Mauler, sind in der Inszenierung des tschechischen Regisseurs Dušan David Pařízek, zwei Frauen: Kathleen Morgeneyer und Stefanie Reinsperger.