© Moritz Haase

Die Kameliendame oder: Stirb schöner!

Nach Alexandre Dumas
In einer Bearbeitung von Malin Lamparter
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10117 Berlin
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"Nichts ist strafender, als einer Krankheit eine Bedeutung zu verleihen – da diese Bedeutung unausweichlich eine moralische ist." – Susan Sonntag

Dumas’ Roman "Die Kameliendame" ist ein Musterbeispiel für die Romantisierung von Krankheit als Metapher. Marguerite, eine Näherin und umworbene Kurtisane, ist an Tuberkulose erkrankt. Ihr Leiden wird metaphorisch mit ihrer Liebesbeziehung verbunden: Ist das Paar vereint, scheint auch die Krankheit nicht so schwer. Doch nach der Trennung verschlechtert sich ihr Zustand und sie stirbt – aber nicht an einem gebrochenen Herzen. Narrative, die noch heute virulent sind: die Verklärung des Lebens mit chronischer Erkrankung. Malin Lamparter führt die romantischen Vorstellungen ad absurdum – irgendwo zwischen Show und Aufklärung, Realitätscheck und Groteske. Was bedeutet die Abhängigkeit von medizinischer Versorgung? Und wie damit umgehen, wenn man als Element des Nicht-Funktionierens wahrgenommen wird?

Die Kameliendame von Alexandre Dumas, dem Sohn des berühmten Autors von Klassikern wie "Die drei Musketiere" oder "Der Graf von Monte Christo", wurde 1848 veröffentlicht und gehört zu den großen Werken der französischen Literatur. Dumas adaptierte den Roman für die Bühne, wo das Stück 1852 in Paris uraufgeführt wurde. Ein Jahr später griff Giuseppe Verdi das Thema in der Oper "La Traviata" auf. Seither wurde die Geschichte vielfach bearbeitet. 

Nun adaptiert und erweitert WORX-Regisseurin Malin Lamparter die Erzählung über Krankheit, Liebe und Tod. Im Zentrum der Romanerzählung steht Marguerite Gautier, eine Pariser Kurtisane, die an Tuberkulose leidet und stirbt. Dabei wird ihre Krankheit nicht nur als medizinisches Problem dargestellt, sondern steht symbolisch für ihre gesellschaftliche Isolation. Susan Sontag zeigt in ihrer Analyse Krankheit als Metapher, wie chronische Krankheiten wie Tuberkulose metaphorisch aufgeladen werden – als Zeichen von Sensibilität, Leidenschaft und moralischem Verfall. Die Metapher bürdet den Kranken eine zusätzliche symbolische Last auf, romantisiert sie oder lässt sie gar schuldig erscheinen. Marguerites Schicksal verdeutlicht dieses Phänomen, da ihre Krankheit sowohl ihren physischen Niedergang als auch die soziale Abwertung durch ihre von anderen zugeschriebene Rolle als "verruchte" Frau begleitet. Malin Lamparters Inszenierung erzählt in einer Rückblende neben der Liebesgeschichte zwischen Armand und Marguerite von der gesellschaftlichen Verklärung schrecklicher Krankheiten. 

Anhand kurzer zeitgenössischer Texteinschübe zu individuellen Krankheitserfahrungen und humoristischer Musiknummern plädiert sie für eine Enttabuisierung und Entdämonisierung. Anstelle des Narrativs von der unheilbaren Krankheit als dramatisches Instrument, das die Beziehung von Marguerite und ihrem Liebhaber Armand zerstört, tritt in Malin Lamparters Deutung die Erkenntnis, dass es menschliches Verhalten und gesellschaftliche Einflüsse sind, die Beziehungen beeinflussen. 

von Daniel Grünauer

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