© Ivo Hänisch

Always Carrey On

Von Kaleb Erdmann
Bertolt-Brecht-Platz 1
10117 Berlin
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    • Worx

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  • Anschl. Publikumsgespräch mit Malin Lamparter und Ensemble.

"Always Carrey On" basiert auf dem radikalen Wandel, den der Hollywood-Schauspieler Jim Carrey in den letzten Jahren an seiner öffentlichen Person vorgenommen hat. Nachdem er nach eigener Aussage sein bisheriges Leben der Imitation, der Übertreibung, der Künstlichkeit gewidmet hat, will er jetzt, im mittleren Alter, mit diesem Für-Andere-Sein brechen und zu tiefen und ehrlichen Wahrheiten durchdringen. Dabei gelangt er einerseits zu hellsichtigen Einblicken in die brutale Logik der Öffentlichkeit – zugleich verliert er sich jedoch immer öfter in kruden spirituellen Selbstbeschwörungen. Auf diesem Grat zwischen einer authentischen Sinnsuche und einer schrillen, esoterischen Geste offenbart sich Carrey als Figur des Traurigen Clowns, der die Welt erkennt und an ihr verzweifelt: Wie kann man im Angesicht der Krisenhaftigkeit der Welt die eigene Menschlichkeit bewahren? Und was bedeutet es eigentlich, ein Mensch zu sein?

Nach "Die Kameliendame oder: Stirb schöner!" inszeniert Malin Lamparter mit dem neuesten Text des Autors Kaleb Erdmann ihre zweite Arbeit im Rahmen des Residenzprogramms für junge Regie WORX am Berliner Ensemble.

Auf die Frage nach dem Ursprung seines komischen Talents antwortet der Hollywood-Schauspieler Jim Carrey bereits 2004 mit einem verschmitzten Grinsen: "Verzweiflung". Schon als Kind versucht der in armen Verhältnissen aufwachsende Carrey seine kranke Mutter aufzumuntern. Er macht es sich zur Lebensaufgabe, mit seiner Komik Menschen von ihren Sorgen zu befreien.

Kaleb Erdmann hat mit "Always Carrey On" ein Stück geschrieben, das sich einem Menschen widmet, der sein Leben damit verbracht hat, die Kunst der Künstlichkeit zu perfektionieren – vielleicht aus derselben Verzweiflung heraus, die ihn einst zur Komik trieb. Nach eigener Aussage sein ganzes Leben an der Oberfläche lebend, steht Carrey nun an einem Wendepunkt: Er versucht sich von der "Kunstfigur" Jim Carrey, der Rolle des ewigen Entertainers zu lösen und zu tiefen Wahrheiten vorzudringen, um nur aus sich selbst heraus, ohne die Anerkennung Anderer glücklich zu werden. Dabei gelangt er zu klugen und schmerzhaften Erkenntnissen: von der brutalen Logik der Unterhaltungsindustrie, über die Ironie seiner eigenen Filmkarriere bis hin zur Bedeutungslosigkeit des Menschen im großen Zeitrahmen der Erdzeitalter. Gleichzeitig verliert er sich zunehmend in kalenderspruchartigen Lebensweisheiten und Manifestationen, beeinflusst von dubiosen spirituellen Lehrmeistern und esoterischen Heilsversprechen. Dieser schmale Grat zwischen ehrlicher Selbstreflexion und einer überzogenen, esoterischen Selbsttäuschung, die selbst wieder zur Inszenierung wir, bildet den roten Faden des Stücks.

Malin Lamparter lässt in ihrer Inszenierung einen zurückgezogen in Berlin-Zehlendorf lebenden Jim Carrey in einer maximal künstlichen und langsam aber sicher zerfallenden Strohwelt auf verschiedene Anteile seiner selbst treffen. Während es unaufhörlich regnet und der Wannsee allmählich über die Ufer tritt, drängt sich die Frage auf: Wie kann man im Angesicht der Krisenhaftigkeit dieser Welt die eigene Menschlichkeit bewahren? Und ist der Gedanke, dass der Mensch der Natur letztlich gleichgültig ist, vielleicht sogar ein tröstlicher? Denn, um es mit den Worten von Max Frisch zu sagen: "Katastrophen kennt nur der Mensch, sofern er sie überlebt. Die Natur kennt keine Katastrophen".

Von Kathinka Schroeder

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