"Alias Anastasius" ist das zweite Theaterstück des Autor:innenduos Matter*Verse. Inspiriert von Angela Steideles Buch "In Männerkleidern" (2021) haben Selma Matter und Marie Lucienne Verse für die Inszenierung von Fritzi Wartenberg ein Stück geschrieben, das nicht nur versucht, die ungewöhnliche Biografie von Catharina Linck alias Anastasius Rosenstengel nachzuzeichnen, sondern sie in einen größeren Kontext queerer Geschichte einzuordnen. Denn wie es bei Steidele heißt: „Wenn sie auch schon aus dem Weg geräumet würde, so bliebe doch dergleichen.“
In "Transgender Warriors – Making History from Joan of Arc to Marsha P. Johnson and beyond" (1996) setzt Leslie Feinberg sich sehr differenziert damit auseinander, wie sich die Existenz von trans* Personen durch alle historischen Zeitalter zieht und beleuchtet verschiedene Aspekte ihrer weitgehenden Unsichtbarkeit in der gängigen Geschichtsschreibung.
"HEILIGER JOHANNA, GEHEILIGT WERDE DEIN NAME!" aus "Alias Anastasius" von Matter*Verse
Quellen wie diese spielten im Recherche- und Schreibprozess neben den Originaldokumenten und der von Angela Steidele verfassten Biografie eine wichtige Rolle, weil ein besonderes Interesse der Autor:innen der zeitenübergreifenden queeren Community galt, an der es vielen Queers fehlte und bis heute fehlt.
Die Geste, Anastasius Rosenstengel andere Queers zur Seite zu stellen, um zu zeigen, dass sie nicht alleine sind, steht in Verbindung mit Matter*Verses generellem Arbeitsfokus der Denormalisierung bestehender Machtverhältnisse.
Eine Strategie hierbei kann es sein, Personen wie Catharina Linck alias Anastasius Rosenstengel, “noncitizens in general”, wie es bei Donna Haraway heißt, überhaupt sichtbar werden und sprechen zu lassen. Denn: “These ‘others’ have a remarkable capacity to induce panic in the centers of power and self-certainty.”